Ja früher, da war alles anders, Briefmarken aus fernen Ländern waren exotisch und weckten Sehnsüchte, da man sie persönlich nicht erreichen konnte. Fast jeder sammelte mehr oder minder intensiv Briefmarken. Diese bekam man im Briefmarkenladen um die Ecke, im Versandhandel, ja sogar an der Tankstelle gab es mitunter für einen vollen Tank auch noch ein paar Tütchen Briefmarken dazu.
Die Älteren sammelten nach Ländern. Der Katalog listet ja auch heute noch jede erscheinende Briefmarke auf. Das Ziel war es, sein Land, sein Sammelgebiet von Aland bis Zypern komplett zu haben. Dazu gehörten alle Marken, für die ein Platz im Vordruckalbum vorgesehen war.
Ja, diese Sorte Sammler gibt es immer noch. Und sie ist sogar vielerorts noch die Regel. Seit ca 30 Jahren sinken die Mitgliedszahlen im Bund Deutscher Philatelisten rapide. Können wir also so weitermachen?
„Wer aufhört, besser zu werden, hat aufgehört, gut zu sein“, sagte einst der Unternehmer Philip Rosenthal. Noch plakativer formulierte es Rudolf von Bennigsen-Foerder: „Stillstand ist Rückschritt“ lautet das bekannte Zitat, das dem deutschen Topmanager zugeschrieben wird.
In Zeiten des Internets brauchen wir keine Briefmarken aus fernen Ländern mehr. Mit 2 Mausklicks sind wir dort und können sogar per StreetView durch die Straßen der Stadt schlendern uns umsehen und schauen, was es dort so gibt.
„Mit den Briefmarken kannste doch keinen Hering mehr vom Teller ziehen“. So hört man es nicht nur in der norddeutschen Ausdrucksweise immer wieder. Was also tun? „Die Kids sitzen ja eh mehr am Computer oder am Handy“. Die haben heute keine Lust mehr auf Briefmarken. Ein „Weiter so“ reicht nicht mehr aus.
Ja, die „klassische“ Sammelweise ist relativ schnell langweilig. Wie wäre es denn, einmal die Philatelie mit dem Computer zu verknüpfen?
Im Sommer haben wir Ferienpassaktionen angeboten zum Thema „Gestalten mit Briefmarken“. Insgesamt erschienen zu den 2 Terminen 18 Kinder und Jugendliche! Was haben wir anders gemacht? Zum einen haben wir das „verstaubte“ Image der Briefmarke nicht in den Vordergrund gestellt. Alle Kinder durften sich zu einem gewählten Thema Briefmarken aussuchen. Jetzt galt es, die Marken zu bestimmen. Hierzu gibt es inzwischen kostenlos nutzbare Briefmarkenkataloge online wie www.colnect.com oder www.stampworld.com, an denen sich alle Briefmarken problemlos nachschlagen lassen und oftmals mehr Hintergründe zur Marke bieten als der bekannte Michelkatalog. Mit diesem Wissen hatten die Kinder schnell raus, wo und wie man im Internet recherchieren kann, was diese Marke aussagt.
Im 2. Schritt ging es darum ein erstes Sammelblatt zu erstellen. Dazu wurden die Briefmarken auf einem Blatt angeordnet und mit einem Lineal vermessen. Anschließend ging es wieder an den Computer. Für viele Kinder waren Textverarbeitungsprogramme wie Microsoft Word, Open Office oder Libre Office noch nicht so geläufig. Trotzdem hat es allen Kindern sehr viel Spaß gemacht, ihre Skizze im richtigen Maß zu gestalten und zu beschreiben. Die Kinder waren sehr stolz auf ihre erste komplett selbst gestaltete Seite.
Bemerkenswert war, dass die Kinder über fast 4 Stunden ohne Pause zu machen, an ihren Seiten gearbeitet haben und mit viel Spaß dabei waren. Viele würden gerne wiederkommen und an ihren Sammlungen weiterarbeiten.
An den Jugendlichen und Kindern liegt es also nicht.
Vielmehr schwindet bei den Erwachsenen, den Senioren immer mehr die Bereitschaft, sich über ihre eigene Sammlung hinweg für die Jugend zu engagieren. Vielerorts mussten Jugendgruppen geschlossen werden, weil es niemanden gab, der die Jugendarbeit fortsetzen wollte. Wenn man durch die Ausstellung geht, wird man viele Exponate aus Hamburg Simeon-Hamm, Herford oder Hambrücken sehen. Dort gibt es engagierte Jugendgruppenleiter, die mit ihren Kindern und Jugendlichen genau das machen, was im Ferienpass als Schnupperaktion ihren Anfang gefunden hat – erfolgreiche Jugendarbeit! Schauen Sie in die Gesichter der jugendlichen Aussteller bei der Preisvergabe und der Siegerehrung zur Deutschen Mannschaftsmeisterschaft Junger Briefmarkensammler.
Auch Sie als Eltern oder jeder Briefmarkensammler ab 16 Jahren kann mit den Kindern als Jugendgruppenleiter daran teilhaben. Wir, als Landesring Schleswig-Holstein, helfen Ihnen gerne und übernehmen alle Kosten für Aus- und Fortbildung, wie z.B. die Jugendgruppenleiterausbildung und stehen Ihnen mit Rat und Tat zur Seite.